Der Ausbau des Anteils Erneuerbarer Energien im Strommarkt wird im Wesentlichen durch den Ausbau der Windkraft getragen. Ihre technische Weiterentwicklung in den vergangenen Jahren hat die Windkraft zur wirtschaftlichsten regenerativen Energiequelle werden lassen.
Ende 2012 waren in Rheinland-Pfalz 1.240 Anlagen mit einer installierten Leistung von über 1.900 Megawatt (MW) in Betrieb.2012 wurden zwischen Westerwald, Eifel und Pfalz weniger, dafür aber leistungsfähigere neue Windkraftanlagen errichtet als im Jahr zuvor. Bei der Windkraft ist Rheinland-Pfalz das Bundesland Nr.1 im Süden. Das gilt sowohl für den gesamten Zuwachs im Bereich der Windenergie (Zubau) im Jahr 2012, als auch absolut für die installierte Windkraftleistung pro Bürger und Kopf im Süden Deutschlands (siehe Rundschreiben zur Windenergie). Die Stromerzeugung aus Windkraft soll bis zum Jahr 2020 verfünffacht werden.
(Quelle: http://www.mwkel.rlp.de/Klimaschutz,-Energie/Erneuerbare-Energien/Windenergie/)
Im Rundschreiben zur Windenergie steht dann noch::
Die Landesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, dass der in Rheinland-Pfalz erzeugte Strom aus regenerativen Quellen bis zum Jahr 2030 mindestens den gesamten Stromverbrauch des Landes decken soll. (Quelle: http://www.mwkel.rlp.de/File/Rundschreiben-28-05-2013-pdf/_1/)
Windkraft contra Naturwälder
Mit einer inzwischen technisch machbaren Anlagenhöhe von bis zu 200 m ist die Errichtung von Windenergieanlagen (WEA) über Waldflächen heute grundsätzlich möglich. Sie wird in jüngerer Zeit zunehmend vorangetrieben. Der Nutzungsdruck auf Waldflächen nimmt deshalb deutlich zu.
Hinsichtlich der Auswirkungen von WEA über Wäldern auf den Naturhaushalt, auf das Landschaftsbild und auf die biologische Vielfalt bestehen noch erhebliche Kenntnislücken. Baubedingte Auswirkungen können sich vor allem durch auftretende Lärmemissionen und erhöhten Flächenbedarf für Transportwege ergeben. Zu den anlagebedingten Auswirkungen gehört neben den deutlich wahrnehmbaren Veränderungen des Landschaftsbildes die nicht unerhebliche Flächeninanspruchnahme.
… Ein weiterer, anlagebedingter Wirkfaktor ist die Landschaftszerschneidung durch die WEA selber, vor allem aber durch die zugehörigen Infrastrukturen (z. B. Zuwegung, Stromleitungen). Betriebsbedingte Auswirkungen der Anlagen können Kollisionen von Vögeln und Fledermäusen mit den WEA (z. B. Rotoren, Mast), die Störung von Brut- und Raststätten sowie Zugbahnen (z. B. auch durch Befeuerung) sowie die Beeinträchtigung oder der Verlust von essentiellen Habitaten (z. B. durch baubedingten Einschlag oder Scheuchwirkung) sein. Dies betrifft insbesondere die Luftschicht unmittelbar oberhalb der Baumwipfel, über deren Funktion als Lebensraum erhebliche Wissensdefizite bestehen. Außerdem führt eine Anlagenhöhe von bis zu 200 m zu deutlich störenden Effekten bei der Landschaftswahrnehmung.
Und schließlich heißt es dann:
Zu berücksichtigen ist dabei auch, daß die Auswirkungen insgesamt gravierender sein können, da Wälder im Vergleich zu Offenland- und insbesondere zu Agrar-Ökosystemen in der Regel naturnäher sind. Quelle:http://wwww.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/themen/erneuerbareenergien/bfn_position_wea_ueber_wald.pdf
Durch die direkte Überbauung und die Anlage von ergänzender Infrastruktur (Wege, Parkplätze, Stromtrassen), die Scheuch- und Barrierewirkung sowie Beunruhigung durch WEA (Bau- und Betriebslärm, Folgenutzungen, Wartungszyklen) gehen Lebensräume im Wald, speziell im Kronenbereich und im Luftraum darüber verloren. Auch bau- und betriebsbedingte Beeinträchtigungen und der Verlust von z.B. Brut-, Balz- und Nahrungsarealen (Fledermausquartiere in Altholzbeständen, Jagdhabitate, Balzareale von Greifvögeln u.a.) sowie die Beeinträchtigung von Korridoren und Zugrouten sind erhebliche, nachteilige Auswirkungen. Durch die Errichtung, den Betrieb und spätere Wartungsarbeitungen sind weitere störende Beeinträchtigungen zu erwarten. Es besteht noch erheblicher Forschungsbedarf
Die Möglichkeiten der Naturbeobachtung und -erfahrung werden insbesondere bei Errichtung von WEA über Wald an visuell exponierten Standorten, wie z.B. in Kuppenlagen oder an Waldrändern, beeinträchtigt. Durch akustische und optische Wirkungen von WEA (Schattenwurf, Schallemissionen, Hinderniskennzeichnungen, Befeuerung) werden die Möglichkeiten der Erholung und der Naturerfahrung in Wäldern eingeschränkt, obwohl ihnen hierfür ein besonders hoher Stellenwert zukommt
Angesichts der hochgesteckten Ausbauziele für Erneuerbare Energien ist ein grundsätzlicher Ausschluß der Windkraftnutzung über Wald einerseits nicht denkbar. Andererseits sind Wälder komplexe Ökosysteme, Lebensraum für verschiedene, auch bedrohte Arten sowie wesentliche Grundlage für die menschliche Erholung und Naturerfahrung. Wälder erbringen damit viele weitere lebenswichtige Dienstleistungen, deren Bereitstellung vielfach mit ihrer standorttypisch ausgeprägten Biodiversität im Zusammenhang steht (Millenium Ecosystem Assessment, MA 2005).
Kein Urlaub nahe Windkraftanlagen
(Die genannte Studie kann hier angefordert werden: http://www.deutschemittelgebirge.de)
Das heißt also, daß die Bürger gerade gegen den Bau von Windenergieanlagen in den waldreichen Mittelgebirgslandschaften sind. Und dies auch aus gutem Grund, denn diese Gebiete sind äußerst wichtig als unverzichtbare Erholungsräume für die Menschen sowie als Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Generell sind Wälder komplexe Ökosysteme und als solches besonders schützenswert. Denn die Belastungen für den Menschen durch die Auswirkungen der modernen Welt werden immer größer und die Bedeutung von Erholungsmöglichkeiten, vor allem im heimischen Wald, nimmt stark zu. Da will man aber nicht Slalom laufen zwischen riesigen Windkraftanlagen und auch keine störenden Geräusche vernehmen. Und mal ganz zu schweigen vom störenden Anblick in der Landschaft.
Wandern im Windkraft-Dschungel – nein danke
Wandern ist ein wichtiger Teil des Deutschlandtourismus. Mit dem Wandertourismus sind etwa 144.000 Arbeitsplätze verbunden. Die Ausgaben der Wanderer bewirken eine Gesamtwertschöpfung von ca. 3,7 Milliarden Euro, die überwiegend in den Wanderregionen verbleiben. Wanderer geben für die Ausrüstung, die Vorbereitung und die Verpflegung pro Jahr insgesamt über 11 Milliarden Euro aus. Davon profitieren Ausrüster sowie Hotellerie und Gaststättengewerbe. Insgesamt können rund 56% oder fast 40 Mio. Personen der deutschen Bevölkerung ab 16 Jahren als aktive Wanderer bezeichnet werden.
Im Fazit heißt dies, daß in Deutschlands Wäldern jedes Jahr viele Millionen von Spaziergängern und Wanderern unterwegs sind, die Ruhe und Erholung suchen. Darüber hinaus profitieren ganze Wirtschaftszweige von den Erholungssuchenden und stellen etwa 144.000 Arbeitsplätze bereit. Soll all dies und auch der Lebensraum vieler Tiere und Pflanzen der Profitgier halber durch Windkraft in Frage gestellt bzw. zerstört werden?
Natürlich werden die Windkraftindustrie und mehr oder weniger unter ihrem Einfluß stehende Politiker immer wieder wohlklingende Argumentationsketten gegen eine vernünftige, im Einklang mit berechtigten menschlichen Interessen erfolgende Nutzung der Windkraft ins Spiel bringen. Wir sollten mittlerweile aber klug genug sein, diese als vordergründig zu enttarnen und uns für die Erhaltung unserer Lebensräume einsetzen. Der waldreiche Hunsrück und das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands, der Pfälzer Wald, müssen als einzigartige Kulturlandschaften mit all ihren teilweise seltenen Tier- und Pflanzenarten und als Erholungsraum für den Mensch in der jetzigen Form und Funktion bestehen bleiben. Genauso alle anderen waldreichen Landschaften in Deutschland wie der Harz, der Schwarzwald, der Thüringer Wald und andere. Sie dürfen nicht auf dem Altar der Wirtschaftslobby geopfert werden!
Im Übrigen könnte es auch helfen, daß wir alle unseren Stromverbrauch ein wenig einschränken. Der Pro-Kopf-Stromverbrauch ist in Deutschland laut den Erhebungen der Weltbank (www.worldbank.org) seit 1960 um unglaubliche 454 Prozent(!) gestiegen. Also: Maß halten im Stromverbrauch ist unter anderem ein sinnvolles Mittel gegen den irrsinnigen Ausbau von Windkraftanlagen und damit gegen die Verschandelung von Landschaften. Auf den Seiten der Umweltschutzverbände (www.bund.de, www.greenpeace.de, http://www.nabu.de, etc.) sowie beim Bund der Energieverbraucher (http://www.energieverbraucher.de) gibt es nützliche Tipps zur Stromeinsparung im Haushalt…